Dieses Photo zeigt einen Dorf-Ngakpa, der eine Schädelschale und einen Kathvanga trägt. Er hat einen Pelzhut auf, geschmückt mit einem neunspeichigen Vajra.
Ngakpa ’ö-Dzin Tridral erläutert:
Die Bezeichnung Dorf-Ngakpa wird oft in einer abwertenden Weise benutzt, wenn Gelehrte versuchen, den Gö kar chang-lo’i Ngakpa from Golokdé als eine geringe Anzahl hochrangiger Lamas zu definieren, welche eher die Ausnahme als die Regel waren im Vergleich zu der dominaten monastischen Kultur. Es ist sicherlich wahr, dass es viele Dorf-Ngakpas und Dorf-Ngakmas gab und dass ein Prozentteil dieser Praktizierenden weniger gut ausgebildet war und über geringe spirituelle Einsicht verfügte – wie auch immer, viele Nonnen und Mönche könnten ähnlich beschrieben worden sein. Es ist interessant zu bemerken, dass es keine allgemeine Bezeichnung der Herabsetzung für niedrigrangige Mönche und Nonnen gibt, obwohl viele Mönche in den großen Klöstern nur wenig mehr als niedrige Funktionsträger waren. Da gab es die berühmten Dob-dobs – die Polizeimönche und mit ihnen gab es Köche, Reinigungskräfte und andere monastisch gekleidete Arbeiter, welche die riesigen Klosterstädte am Laufen hielten. Mönche waren Händler und kümmerten sich um die Finanzen der Klöster, sammelten und katalogisierten die Spenden und zogen den Landzehnten der örtlichen Bauern ein, die klösterliches Land gemietet hatten. Aus dieser Beschreibung der Bandbreite der Kloster-Bewohner können wir ersehen, dass nicht jeder Mönch oder jede Nonne ein hoch entwickelter spiritueller Aspirant war.
Das gleiche galt, tatsächlich vielleicht in einem viel geringeren Grad, für die Mitglieder des Gö kar chang-lo’i dé. Der Hauptgrund für die Geringschätzung der ‚Dorf-Ngakpas‘ war durch die schamanischen Tätigkeiten begründet, die von solchen Ngakpas und Ngakmas durchgeführt wurde, um der örtlichen Bevölkerung zu helfen. Sie übten Weissagung, Wetterkontrolle, die Herstellung von Amuletten und viele andere schamanische Dienste aus. Es sollte in dieser Hinsicht angemerkt werden, dass diese schamanischen Rituale in dem monastischen Gefüge nicht unbekannt waren, fast jeder Lama besaß die Fähigkeit, eine Form der Weissagung zu praktizieren und Amulette herzustellen. Die Bezeichnung ‚Dorf-Ngakpa‘ sollte daher aufgefasst werden als Ausdruck für einen einfachen und wahrscheinlich bescheidenen Praktizierenden des Vajrayana, welcher als Familienperson lebte und Dienste für die Gemeinschaft leistete.