Intuition und Logik; Chaos und Muster – wie stehen diese Worte in Beziehung zur Romanze? Welche Bedeutung haben sie für das ‚Sich-Verlieben‘? Wie reflektieren diese Wort-Paare den Tanz der Beziehung zwischen Männern und Frauen? Die Energie dieser Wort-Paare durchdringt jeden Aspekt unserer Leben: Zufälligkeit und geplante Gestaltung; Freiheit und Verpflichtung; Subjektivität und Objektivität; Staunen und Erforschen; das Nicht-Rationale und das Rationale; Wertschätzung und kritisches Urteilsvermögen; Bewunderung und Respekt; Feinfühligkeit und Stärke; Lateralität und Linearität; Ästhetik und Pragmatismus; nicht erschaffenes Wissen und aktives Mitgefühl; Leerheit und Form; Weisheitsdarstellung und Methodendarstellung .
Was kann man über Männer und Frauen sagen, das über restriktive Stereotype hinausgeht? Die Geschichte ist gespickt mit evolutionären, landwirtschaftlichen und klimatischen Kräften, die dem, was von menschlichen Wesen verlangt wird, ihren eigenen Anstrich geben. Wir können nicht auf isolierte historische Perioden schauen, um Geschlechtermodelle zu finden, die Transformation ermöglichen. Gibt es also ein menschliches, männlich-weibliches Paradigma, das jenseits der individuellen Kulturen der Welt liegt?
Östliche und westliche Kulturen haben getrennte Modelle für Frauen und Männer, aber solche Modelle können immer kritisiert werden, egal wie funktional sie gesellschaftlich erscheinen. Diese kulturellen oder religiösen Modelle werden zu Käfigen, in denen wir uns selbst und andere fangen. Manche Modelle sind sehr einfach und so gestaltet, um die gesellschaftliche Ordnung aufrecht zu erhalten, andere reflektieren ein offensichtliches, patriarchalisches Interesse. Beide können als das gesehen werden, was sie sind, und abgelehnt werden. Sogar Modelle, die von feministischen Frauen vertreten werden, scheinen Adaptionen phallozentristischer Modelle zu sein. Wir leben in Zeiten extremer Heterogenität und sind immer veränderlichen Ideologien der Geschlechter ausgesetzt. Transpersonelle Psychologie erforscht neue Geschlechtermodelle, innerhalb derer Männer und Frauen ihre eigenen, unabhängigen Strukturen auf Basis der reichen Quelle der mythologischen Archetypen entwickeln können. Die Schnittstelle zwischen bunten, antiquarischen Anhaltspunkten und psychologischem Wissen hat als interessantes Experiment mit dem Leben neue Modelle hervorgebracht, aber im Sinn des Tantra sollten wir unsere Muster lieber hinterfragen, anstatt als Reaktion auf unsere bestehenden neue Muster zu entwickeln.
Im Hinblick auf das Aufzwingen von Geschlechtsattributen ist es für Männer und Frauen vorzuziehen, ihre eigenen Modelle zu kreieren. Aber obwohl dies offensichtlich ein Weg ist, neues Terrain zu erobern, laufen auch diese Modelle Gefahr, zu Gefängnissen zu werden. Das Problem mit neuen Modellen ist, dass sie immer ‚konvex‘ sind. Sie werden aufgezwungen. Sie repräsentieren eine verkleinerte Version dessen, was wir sind. Konvexe Definitionen schränken uns immer ein. Sie schränken uns ein, weil sie definiert sind. Egal wie breit und subtil die Definition ausfällt – eine Definition ist, per definitionem , immer ‚eine Definition‘. Eine Definition ist etwas, das eingegrenzt wird. Eine Definition ist ein ‚definiertes Gebiet‘ innerhalb des grenzenlos undefinierten Raumes.
Der ‚Raum‘ unseres Seins kann nicht definiert werden; alles, was wir tun können, ist über unsere aktuellen Modelle hinaus zu weisen. Aber wie ist das möglich? In welcher Weise können wir über unsere Modelle hinausweisen? Die Antwort ist, dass wir es nicht können; aber wir können uns erlauben, ‚konkave‘ Definition zu erleben.
Im Gegensatz zur Erforschung neuer Definitionen ist der tantrische Zugang in gewisser Weise radikal, da er beinhaltet, dass wir es zulassen, selbst von allem, das ‚anders‘ ist, definiert zu werden. Tantra schlägt vor, in Beziehung zu einer geschlechtsspezifischen Erfahrung der Realität zu treten. Für Männer ist die geschlechtsspezifische Erfahrung des Universums weiblich. Für Frauen ist die geschlechtsspezifische Erfahrung des Universums männlich. Für Yogis ist die Realität der Phänomene weiblich. Für Yoginis ist die Realität der Phänomene männlich.
Eine ‚konkave Definition‘ dessen, was Männlichkeit oder Weiblichkeit ausmacht, ist eine, in der unser ‚Mannsein‘ oder unser ‚Frausein‘ grundsätzlich außer Frage steht. Wir müssen uns nicht von modernen Sexualexperten beschwatzen lassen, dass wir ‚in Kontakt mit unsere Männlichkeit‘ oder ‚unserer Weiblichkeit‘ treten müssen – diese ist bereits hier. Im Tantra gelten Ideen von ‚zutiefst männlich‘ oder ‚zutiefst weiblich‘ tatsächlich als noch tiefere Kerker. Wir müssen nicht definieren, oder auch nur wissen, was es ist männlich oder weiblich zu sein, weil männlich zu sein oder weiblich zu sein einfach das ist, was wir sind. Das ist für jeden, der Tantra praktiziert, offensichtlich erfahrbar. Es gibt keine Kriterien, mit denen der Tantrika konform gehen muss. Wenn Du eine Yogini bist, eine Frau, dann ist das einfach was Du bist – und dasselbe gilt für einen Yogi, einen Mann.
Entsprechend dem inneren Tantra lautet die ‚konkave Definition‘, dass Dein Geschlecht durch Deine Beziehung mit Deiner Umwelt gleichzeitig erfüllt und transformiert wird. In den tantrischen Belehrungen aller Schulen des Tibetischen Buddhismus ist dies eines der primären Gelübde. Das Gelübde besagt, dass wir versuchen, das gesamte Spektrum der äußeren Realität entweder als Methodendarstellung (männlich) oder als Weisheitsdarstellung (weiblich) erfahren.
Was bedeuten die Begriffe Methodendarstellung und Weisheitsdarstellung ? Unsere Beschreibungen hier werden Finger-Malereien des inneren Tantra sein, also sollten wir nicht zu ungeduldig sein, diese Begriffe zu definieren. Wir sollten nicht so unverfroren sein, das Feuer zu enthüllen, das Beziehungen, die in ihrer Intimität vulkanisch sind, in den Eingeweiden entfachen. Wenn wir von unseren Geliebten sprechen, müssen wir mit unseren Worten vorsichtig sein. Das Wissen, das über und unter der Oberfläche des mondänen Ausdrucks schwebt, sollte unausgesprochen bleiben. Sinnliche Gefühlslandschaften sollten nur angedeutet bleiben. Wir beabsichtigen nicht, irgendetwas ungesagt zu lassen; aber Tantra muss sich entsprechend seiner eigenen präzisen Leidenschaft entkleiden – perfekt, und mit wilder Eleganz. Es ist weder weise noch praktikabel, das Herz dieser üppigen Realität bloßzulegen, ohne eine förderliche Atmosphäre zu kreieren, in der sich solche schockierenden Perspektiven selbst mit lebhafter Eleganz entfalten können.
Es ist offensichtlich nicht leicht, mit den Gelübden, die im inneren Tantra existieren, in Verbindung zu treten. Es ist kein geradliniges Vorhaben, absichtlich auf eine andere Art zu sehen – die gesamten Felder der Sinne als entweder männlich oder weiblich zu sehen. Es ist keine Praxis mit spezifischen Regeln. die befolgt werden können. Es gibt buchstäblich keine Art oder Weise, auf die ein Mann oder eine Frau solch indirekten Direktiven folgen kann. Nichtsdestotrotz kann es versucht werden. Die Wege, mit denen es versucht werden kann, sind nicht unmittelbar offensichtlich; aber im Lichte unserer Diskussion können wir die Freiheit betrachten, die das Gehen-Lassen ‚konvexer Definitionen‘ zulässt. Wir können über den machtvollen Sinn von Befreiung reflektieren, der darin existiert, in Relation zu unserer Individualität nicht mit limitierten Geschlechter-Richtlinien konform gehen zu müssen. Der stürmische, visionäre Kontext des Tantra ist nicht der Ort für konventionelle Rationalität. Innerhalb dieses poetischen Paradigmas können wir uns nur in das Aufblühen unserer Sinnesfelder vertiefen und direkt aus der Energie dessen lernen, was wir in Relation zu unseren Geliebten sind.
Wir müssen in der Lage sein, der Tantrischen Theorie auf die gleiche Art zu begegnen, in der wir der Poesie, Malerei oder Musik begegnen mögen. Es wird gesagt, dass Buddhismus viel mit Wissenschaft, Philosophie und Psycholgie gemein hat; aber Buddhistisches Tantra kann nicht durch so enge Objektifizierungen begrenzt werden. Tantra hat mehr mit Kunst gemeinsam. Die Kunst des 20. Jahrhunderts zelebriert den unkonfortablen Kontrapunkt zwischen gegensätzlichen Ansichten als eine Erforschung der menschlichen Erfahrung.
Die Kunst betrachtet das Paradox als eine Konvention und nicht als eine Herausforderung der Konvention. Aus dieser Perspektive bietet die Beziehung zwischen Männern und Frauen eine gewaltige künstlerische Herausforderung – die Möglichkeit, die innewohnende Ungetrenntheit von Intuition und Logik; Chaos und Muster; Zufälligkeit und geplanter Gestaltung; Freiheit und Verpflichtung; Subjektivität und Objektivität; Weisheitsdarstellung und Methodendarstellung zu entdecken. Um bei einer solch grotesken Erkenntnis anzulangen müssen wir in der Lage sein, in die Sichtweise des Tantra, als Kunst, einzutreten. Innerhalb dieses Felds intuitiver Offenheit zeigt sich die paradoxe Ungetrenntheit dieser Wort-Paare und der romantischen Liebe als ein erleuchteter Tanz. Wenn wir das Wahrnehmungsfeld der Romanze erforschen, entdecken wir, dass die immanente Erotik des Seins sich in jedem Aspekt der Existenz abspielt.
Tantra wird oft als degradierte Form des Buddhismus missverstanden, die auf koitale Positionen fokussiert. Aber obwohl Buddhistisches Tantra die menschliche Sexualität beinhaltet, sind seine Parameter viel breiter als die perversen phallozentristischen Methodologien, die Techniken und systematische Herangehensweisen an die Liebe vergöttlichen. Buddhistisches Tantra ist fundamental sexuell; aber die Sexualität, die es ausdrückt, betrifft die koitale Vereinigung von Existenz und Nicht-Existenz. Es erforscht die nicht-duale Matrix von Leerheit und Form. Es vertieft sich in die dramatische Dimension des Tanzes, in der wir uns der weiten und subtilen sexuellen Umarmung jedes leuchtenden Moments nicht entziehen können.
Als menschliche Wesen, innerhalb des fortdauernden Gefängnisses der Dualität, erfahren wir Form-Realität als verzerrtes Geschlecht. Wir erfahren ‚Trennung‘ im Sinne von wechselseitig destruktiven Mustern von Anziehung und Ablehnung. Unsere Beziehungen miteinander reflektieren unsere entfremdete Beziehung mit der Erleuchtung. Im Tantra liegt die primäre Differenz zwischen Frauen und Männern in der Umkehrung der äußeren und inneren Qualitäten des Seins. Frauen haben äußere Weisheitsqualitäten und innere Qualitäten des aktiven Mitgefühls. Männer haben äußere Qualitäten des aktiven Mitgefühls und innere Weisheitsqualitäten. Wenn wir diese Qualitäten realisieren, tanzen wir miteinander als Khandros und Pawos; und unsere Energien spiegeln einander. Aber wenn diese Realisation nicht gegenwärtig ist, trampeln und taumeln wir nur herum.
Innerhalb der tantrischen Vision sind alle Frauen geheime Pawos und alle Männer sind geheime Khandros. Khandro heißt ‚Himmelstänzerin‘. Die Himmelstänzerin ist im fließenden Spiel des Chaos zuhause – ungehemmt durch die Notwendigkeit zu konkretisieren oder zu definieren. Sie drückt das Unausdrückbare durch Spleen, durch das Nicht-Rationale und Unerwartete aus. Pawo bedeutet Held oder Krieger und bezeichnet die schiere Angemessenheit, die keinen Bedarf nach der Illusion des festen Grundes hat. Der Krieger ist angstfrei, nicht weil der Tod nonchalant verdinglicht worden wäre, sondern weil Tod in jedem Moment erlebt wird. Der Krieger erlebt Geburt und Tod jedes Geistesmoments in voller Intensität – so wird es ihm möglich, total im gegenwärtigen Moment zu leben.
Die Khandro-Qualität der Frauen manifestiert sich als äußerer Weisheitsraum, in dem ihr inneres aktives Mitgefühl spielt. In anderen Worten – äußere Weisheit/Sensibilität wird sowohl in der offen sichtbaren als auch in der subtilen Erscheinung von Frauen reflektiert, dargestellt durch: Intuition, Fließen, Flexibilität, Unverwüstlichkeit, Anpassungsfähigkeit, Reflexivität, Zusammenfluss, Einfühlungsvermögen, Ermöglichung, Resonanz, Sensibilität, Aufnahmefähigkeit, Harmonie, Feinheit, Weichheit, Indirektheit, Hingabe, Lateralität des Verständnisses, Pluralität der Wahrnehmung, unzusammenhängendes Verstehen, Strahlen und Offenheit. Jedoch – wenn die vitale Verbindung mit innerem Mitgefühl/innerer Macht durch dualistische Wahrnehmung verdunkelt wird, wird die äußere Weisheit/Sensibilität schwach, ziellos und anfällig für Manipulation.
Die Pawo-Qualität der Männer manifestiert sich als äußeres Mitgefühl/äußere Macht, die energetisch aus innerer Weisheit/Sensibilität aufsteigt. In anderen Worten – äußeres Mitgefühl/äußere Macht wird sowohl in der offen sichtbaren als auch in der subtilen Erscheinung von Männern reflektiert, dargestellt durch: Intellekt, Objektivität, Produktivität, Performanz, Kantigkeit, Genauigkeit, Schärfe, Präzision, Sympathie, Methodik, Systematisierung, Erfindungsgeist, strukturelle Kreativität, Überzeugungskraft, Direktivität, Schlüssigkeit, Linearität des Verständnisses, Singularität der Wahrnehmung, Reduktion, kritisches Urteilsvermögen, feines Gespür und Rationalität. Jedoch – wenn die vitale Verbindung mit innerer Weisheit/Sensibilität durch Festhalten an dualistischer Wahrnehmung verdunkelt wird, erstarrt sein äußeres Mitgefühl/seine äußere Macht in Aggression, Intoleranz und Manipulation.
Wenn ein Mann kein wahrer Krieger ist, findet er die Khandro furchteinflößend – sie unterminiert ihn mit ihrer unzusammenhängenden Raumhaftigkeit total. Wenn eine Frau ihr Pawo-Potential nicht erkennt, findet sie den Pawo übermächtig – sie ist durch seine endlose Effektivität vollkommen überwältigt.
Männer müssen mit ihrer Sensibilität in Kontakt stehen; und Frauen müssen in Kontakt mit ihrer Macht stehen. Ohne diesen Kontakt werden wir vom Gewahrsein unserer essentiellen Natur abgelenkt. Unsere Energien werden verzerrt und wir quälen uns durch einen Nebel der Vergesslichkeit, in dem unsere äußeren Qualitäten nicht mehr harmonieren. Die Person, die unsere Gelegenheit zur Befreiung sein könnte, wird unser ko-abhängiger eingesperrter Gefangener.
Wenn ein Mann den Kontakt mit seiner Innen-Qualität verliert, wird seine Außen-Qualität verzerrt. Abgetrennt von seiner inneren Khandro (seiner geheimen Weisheit) werden seine Außen-Qualitäten verzerrt. Was spontan manifestiertes aktives Mitgefühl war, wird neurotische Bestimmtheit. Diese Bestimmtheit reicht von Dominanz bis zu Gewalt, abhängig davon, in welchem Ausmaß seine innere Khandro verschüttet ist. In Hinblick auf sein spirituelles Leben könnte er ein Akademiker oder ein großer Debattierer werden. Er könnte ein ‚kosmischer Gorilla‘ mit ‚spirituellen Muskeln‘ werden – ein Guru, der für sich in Anspruch nimmt, der ‚Weltlehrer‘ zu sein.
Wenn eine Frau den Kontakt zur ihrer Innen-Qualität verliert, wird Ihre Außen-Qualität verzerrt. Abgetrennt von ihrem inneren Pawo (ihrem geheimen aktiven Mitgefühl) wird ihre äußere Qualität verzerrt. Was spontan manifestierte Weisheit sein sollte, wird Dekorativität. Diese Dekorativität reicht von Inkonsequenz bis zur künstlichen Besessenheit mit Oberflächenerscheinung, abhängig davon, in welchem Ausmaß ihr innerer Pawo verschüttet ist. In Hinblick auf ihr spirituelles Leben, scheint sie damit zufrieden zu sein, die Blumen im Schreinraum zur arrangieren. Sie wird eine ‚zerbrechliche Anhängerin‘. Es gibt keinerlei Anzeichen, dass sie jemals tatsächlich praktizieren wird; aber wenn sie es tut, kultiviert sie ‚schöne Erfahrungen‘, um damit ihre Psyche zu schmücken. Frauen werden vom verzerrten männlichen Bild angezogen, weil sie danach suchen, mit der inneren Macht wieder in Verbindung zu treten. Frauen haben eine natürliche Beziehung zu Macht; aber wenn sie dies nicht realisieren, bekommen sie die Tendenz, sie außerhalb ihrer selbst zu suchen. Dennoch werden Frauen auch durch die Erkenntnis der Reflexion ihres inneren Pawo von Männern angezogen. Beides passiert gleichzeitig.
Männer werden vom verzerrten weiblichen Bild angezogen, weil sie versuchen, mit ihrer Sensibilität wieder in Verbindung zu treten. Männer haben eine natürliche Beziehung zur Sensibilität; aber wenn sie dies nicht realisieren, bekommen sie die Tendenz, sie außerhalb ihrer selbst zu suchen. Dennoch werden Männer auch durch die Erkenntnis der Reflexion ihrer inneren Khandro von Frauen angezogen. Beides passiert mit beiden: gleichzeitig – Erleuchtung und Nicht-Erleuchtung flackern.
Solange eine Frau versucht, ihren inneren Pawo ersatzweise durch die Verführung eines Mannes mit Hilfe ihrer verzerrten äußeren Sensibilität zu finden, läuft sie Gefahr, ihre Macht zu verlieren. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie durch einen emotional unartikulierten Aggressor dominiert wird. Solange ein Mann versucht, seine innere Khandro zu erreichen, indem er eine Frau mit Hilfe seiner verzerrten äußeren Macht umwirbt oder nötigt, belastet er sich mit einem nichtssagenden Dienstmagd, die er ihrer inspirierenden Qualitäten beraubt hat. Obwohl dies Karikaturen von Menschen sind, die hart gearbeitet haben um ihre inneren Qualitäten zu verbergen, findet sich jeder Mensch auf einem Kontinuum das diese Karikaturen beinhaltet.
Es ist unmöglich zu bekommen, was wir wollen, indem wir bekommen, was wir wollen. Wir müssen in uns selbst nach Vervollständigung suchen, anstatt zu versuchen, die Vervollständigung in anderen unvollständigen Menschen zu finden. Wenn wir die Verbindung mit unserem inneren Pawo oder unserer inneren Khandro bereits haben, müssen wir nicht länger ausserhalb unserer selbst irgendetwas finden.
An diesem Punkt können wir beginnen, miteinander zu tanzen. Etwas anderes steigt auf, das unser nicht erwiderbares Bedürfnis ersetzt. Sobald sich dieses Bedürfnis in seine eigene leere Natur auflöst, kann eine gewaltige Wertschätzung füreinander entstehen. Dieser Sinn von Wertschätzung entsteht, weil wir Blicke auf die Vollständigkeit in uns selbst erhaschen. Unabhängig davon, wie distanziert wir von unseren inneren Qualitäten sind, glitzert unsere erleuchtete Natur kontinuierlich hervor. Die Frequenz des Glitzerns hängt davon ab, wie stark wir mit dem Glitzern kooperieren oder wie stark wir ihm widerstehen.
Für einen Ngakpa ist eines der wichtigsten Gelübde, Frauen niemals herabzusetzen. Für Ngakpas sind Frauen die Quelle der Weisheit und ihre Praxis ist, die Welt der Phänome als weiblich – als Weisheitsdarstellung – zu sehen. Wenn die Welt als der funkelnde Tanz der Khandros gesehen wird, wird die innere Khandro erweckt. Das Gelübde für eine Ngakma ist, die Welt der Phänomene als männlich – als Methodendarstellung – zu sehen. Männer und Frauen, die in diese Realität eintreten, treten durch die Wertschätzung des Tanzes innerer und äußerer Qualitäten zu einander in Beziehung. Wenn wir der Natur unserer inneren Qualitäten gewahr werden, sind wir in der Lage, einander zu spiegeln. Wir können die Konditionierungen des jeweils anderen unterminieren anstatt uns gegenseitig in dualistischen Mustern festzunageln. Es ist nicht möglich zu beschreiben oder zu erklären, wie man die Welt auf diese Weise sehen soll, weil grundsätzlich diese Fähigkeit selbst aus der offenen Dimension unserer Verliebtheit aufsteigt. Sich zu verlieben ist eine spirituelle Erfahrung, wenn wir diese als solche erkennen können. Wenn wir es schaffen, die Reflexion unserer inneren Qualitäten zu erfassen, bevor wir begonnen haben, unsere Beziehung zu konkretisieren, ist das Sich-Verlieben die bemerkenswerteste Chance, die das Leben zu bieten hat.