Dieses Thangka, das 1998 gemalt wurde, zeigt Khyungchen Aro Lingma in der strahlendsten Weise, in der bisher ein Thangka hergestellt wurde. Die Malerei, die für ‘Wearing the body of Visions’ hergestellt wurde, stellt, obwohl spektakulär und gut ausgeführt, nicht wirklich die zeitlose Qualität dieser Inkarnation von Yeshé Tsogyel dar.
Khyungchen Aro Lingma wurde mit großer Leichtigkeit geboren – ohne einen Laut von sich zu geben. Das erste, was sie tat, war mit ihren Lippen, die zu einem zornvollen Ausdruck geformt waren, ein lang ausgedehntes Zischen durchzuführen. Dann führte sie eine rTsa-rLung Atemübung aus. Dies entsprach dem Namen, den Jomo Chhi’mèd Pema für sie vorsah. Der Name, den sie erhielt, war Khandro Yéshe Réma, und dieser Name gehörte zur Phase ihres Lebens, bevor sie das gTérma von Yeshé Tsogyel erhielt.
Bei ihrer Geburt erschien eine große Schar von Adlern am Himmel. Sie stießen herab und glitten sehr nahe an den Eingang der Retreat Höhle ihrer Eltern heran. Alle Arten von Himmelserscheinungen, wie Wolken, die wie Yung-drungs und Gakyils geformt waren, entstanden bei ihrer Geburt. Heftige Windböen tauchten plötzlich auf und ließen rasch wieder nach. Sonne und Mond waren gleichzeitig klar am Himmel zu sehen. Während der Geburt, bei der sie von ihrem Sang-yab Rang-rig Togden physisch unterstützt wurde, verweilte ihre Mutter im Zustand der Vision.
Als Kind schlief Aro Lingma die meiste Zeit, aber immer mit weit geöffneten Augen. Es war nicht immer leicht zu sagen, ob sie schlief oder wach war, denn häufig schlief sie sitzend, ohne jede Stütze. Vor ihrem fünften Lebensjahr sprach sie nicht, dann jedoch fließend und mühelos. Bis zu diesem Zeitpunkt hörte sie nur ihrer Mutter und ihrem Vater beim Praktizieren zu oder wenn sie Instruktionen für die Praxis erhielt. Sie wuchs ausschließlich im Retreat auf und ehe sie eine erwachsene Frau war, sah sie nie ein Kind.
Als junges Mädchen wanderte sie weit in den Bergen herum, die die Meditationshöhle ihrer Eltern umgaben. Sie verschwand, wann immer Gönner zu Besuch kamen und dem Paar Lebensmittel und Spenden brachten. Ausdrücklich wollte sie außer ihren Eltern niemanden sehen und diese stimmten erfreut mit diesem Wunsch überein – vor allem wegen der Vorhersagen, die Jomo Chhi’mèd Pema bezüglich ihrer Tochter gemacht hatte. Sie stellten nie in Frage, was sie tat oder wollte. Sie war sehr bescheiden und meistens still, mit Ausnahme von lautem und unerwartetem Gelächter.
Manchmal ging sie für einige Tage weg und kehrte mit Berichten über ihre Besuche in anderen Bereichen und von den Begegnungen mit Yeshé Tsogyel und Padmasambhava zurück. Von klein an unterrichteten sie ihre Eltern in Trül-khor (Yantra yoga) und mit neun Jahren beherrschte sie gTu-mo. Bis sie erwachsen war und die Retreathöhle verließ, ertrug sie es die meiste Zeit des Jahres nicht, Kleider zu tragen. Der Name Réma oder Baumwolle tragende Herrin, der für sie von Jomo Chhi’mèd Pema vorausgesagt wurde, bezog sich darauf, dass es für sie ein Leichtes war, ihre innere Hitze zu erzeugen.