Naljorma Rin’dzin: Wie würdest du dich potentiellen Lehrlingen gegenüber beschreiben?
Ngala ’ö-Dzin: Das einzige, was ich sagen könnte, ist, dass ich der Linie und deren Praxis verpflichtet bin. Ich versuche, gütig zu den Menschen zu sein und habe Sinn für Humor. Dies kann, je nach Standpunkt, sowohl als hilfreich als auch als nicht hilfreich angesehen werden. Man könnte meinen Humor als irritierend, meine Versuche, gütig zu sein als untauglich und meine Verpflichtung der Linie gegenüber als blinden Glaube empfinden. Der Lama als solcher existiert nur aufgrund bestimmter Ursachen und Bedingungen. Der Lama existiert, wenn es jemanden gibt, der ihn als solchen sieht. Es ist nicht ein Status an sich. Ich könnte nur von jemandem als Lama beschrieben werden, der fühlt, dass ich diese Rolle in seinem Leben erfülle, oder von jemandem, der sieht, dass ich diese Rolle im Leben eines anderen erfülle. Meine Zeit für Studium und Praxis ist viel mehr beschränkt als mir lieb ist. Es gibt sehr viel mehr, das ich gerne tun würde, wenn ich nicht von morgens neun bis abends fünf Uhr etwas ganz anderes arbeiten müsste (Ngala ’ö-Dzin arbeitet Vollzeit im IT Departement an der Universität von Cardiff).
Naljorma Rin’dzin: Bist du der Meinung, dass deine Sangha eine ganz spezielle Farbe, einen speziellen Geschmack oder Charakter hat?
Ngala ’ö-Dzin: Unsere Apprentices kommen gut zusammen aus, was sehr wichtig ist – sie haben viel Sinn für Humor, sie arbeiten gut zusammen und sind kooperativ. Sie können sich aufeinander sowie auch auf die Mitglieder der anderen Sanghas verlassen. Was wir alle gemeinsam haben, ist unser Wunsch zu praktizieren.
Naljorma Rin’dzin: Wie kamst du zum Aro gTér?
Ngala ’ö-Dzin: Mit 14 Jahren begann ich mich für den Tierschutz zu interessieren. Das brachte mich dazu, zu untersuchen, wie andere Religionen als der Katholizismus mit Tieren umgingen. Ich fühlte, dass Tiere einen sehr viel besseren Status im System der Dinge haben sollten. Dies war der Katalysator, der mich dazu brachte, den Buddhismus, Hinduismus, Taoismus, die Theosophie und alle möglichen Dinge zu betrachten. Wie auch immer, als ich den Buddhismus näher untersuchte, war der Katalysator beinah vergessen. Was ich über Buddhismus las, machte für mich so viel Sinn, es war, als würde ich es nicht zum ersten mal lernen. Ich erhielt einige Jahre lang Belehrungen von Lehrern eines buddhistischen Gelug Zentrums – eine gute Grundlage als Basis der buddhistischen Belehrungen. Nach dem Besuch dieses Zentrums fuhren wir jeweils zusammen mit Ngak’chang Rinpoche im Auto nach Hause. Fragen, die im Zentrum aufgetaucht und auf tibetisch-kulturelle Weise beantwortet worden waren und mich nicht berührt hatten, bekamen dann von Ngak’chang Rinpoche eine Antwort, die ich verstand und von der ich direkt Gebrauch machen konnte. Ngak’chang Rinpoche lehrte auf eine nicht-liturgische Weise. Die Praxis, die er uns damals gab, war nur das Sieben-Zeilen-Lied und Stilles Sitzen. Shi-nè ist nicht etwas, das irgend einen Glauben an irgend etwas erfordert. Du praktizierst es einfach und schaust, was passiert. Es ist völlig experimentell.
Naljorma Rin’dzin: Gibt es etwas, das du zukünftigen Apprentices mitteilen möchtest, etwas, auf das du deren Aufmerksamkeit lenken möchtest?
Ngala ’ö-Dzin: Die Apprenticeship-Broschüre! (Gelächter). Es ist wichtig, die Broschüre vollständig gelesen zu haben und die Möglichkeit gehabt zu haben, Fragen darüber zu stellen. Apprenticeship ist eine Verpflichtung. Es ist nicht das gleiche, wie einem Briefmarken-Club oder etwas ähnlichem beizutreten, dem man halbherzig angehören kann. Wenn man in Apprenticeship eintreten möchte, ist es sinnvoll, dies zu einem Zeitpunkt im Leben zu tun, an dem man sich wirklich darauf einlassen kann. Es besteht eine Notwendigkeit, aktiv zu sein – ein aktives, offenes Mitglied der Sangha zu sein – jemand, der zur Sache kommt, der seinen Beitrag leistet und anderen hilft. Deshalb haben wir eine Probezeit von ungefähr einem Jahr. Das ist die Zeit, in der man sich von einem Interesse, das groß genug ist, sich der Sangha anzuschließen, dazu hin entwickelt, genug Zeit und Erfahrung gehabt zu haben, ein tatsächliches Gespür für sie zu bekommen. Wenn ein Jahr vorbei ist und man nicht wirklich etwas getan hat, wird man die Sangha schlussendlich verlassen, ohne herausgefunden zu haben, was man wirklich verlässt.