Die Ka’bab Zhi (bKa’ babs bZhi) Belehrungslinie wurde von Marpa nach Tibet gebracht. Ursprünglich empfing der Mahasiddha Tilopa diese Belehrungen vom Dharmakayabuddha Dorje Chang (rDo rJe lCang) und übertrug sie auf Naropa, Maitripa and Marpa, dann wurde die Linie durch Milarépa an die Kagyüd (bKa’ brGyud) Linie der Karmapas weitergegeben und an andere Lamas aus Kagyüd und Nyingma Linien.
Ngak’chang Rinpoche sagt darüber:
Tilopa ist ein tiefgründiges Beispiel für einen Vajrameister. Er scheute keine Mühen, um seinen Schüler Naropa mit dem zu konfrontieren, was notwendig war. Naropas Befähigung, Übertragung zu erfahren, war durch ein Konzeptwirrwarr darüber, was Spiritualität ausmacht, blockiert, und Tilopa manifestierte sich in der Gestalt von was auch immer in Widerspruch zu Naropas Konditionierung stand. Weil Naropa glaubte, Tilopa sei der Einzige, der ihn von den Beschränkungen seines Unverständnisses befreien könne, war er bereit, immer wieder Erschütterungen seiner ideologischen Infrastruktur zu durchleben. Tilopa war politisch völlig unkorrekt aus der Sicht der damaligen brahmanischen Gesellschaft und Naropa war im brahmanischen Denkmuster gefangen. Dies war eine explosive Situation, die zu Naropas Realisation führte. Die Leute denken oft, dass Naropas Strapazen unter Tilopas Händen allegorisch sind – aber dies könnte ein Fehler sein, da die Allegorie real ist. Der Vajrameister in der heutigen Welt zaubert vielleicht nicht in derselben Weise, in der Tilopa mit Naropa gezaubert hat, aber er oder sie wird trotzdem den Schüler oder die Schülerin mit deren wahrnehmungsbezogenen Hindernissen konfrontieren. Der heutige Vajrameister wird immer mit allen Mitteln gegen die Dualität verstoßen. Der heutige Schüler wird sich noch immer darüber beschweren, dass der Vajrameister „unvernünftig“ sei und erwarten, dass sich der Vajrameister in Einklang verhält mit seiner oder ihrer Version davon, was Spiritualität sein sollte. Naropas Befähigung mag groß gewesen sein – seine Verwirrung war jedoch nicht anders als unsere Verwirrung. Die Stilistik unserer Verwirrung ist anders als die von Naropa und deshalb wird der Vajrameister sich unserer Verwirrung annehmen, so wie sie ist. Die Ähnlichkeit besteht darin, dass der Mahasiddha-Vajrameister immer unsere Dualität verletzen wird. Der Mahasiddha-Vajrameister wird immer unsere Dualität beschimpfen. Der Mahasiddha-Vajrameister wird immer unsere Dualität zur Raserei bringen.