Khandro Déchen (mKha’ gro bDe chen tshe grub rol pa’i ye shes) wurde im Jahr 1960 in Newbury in der Grafschaft Berkshire in England geboren. Sie besuchte das Gymnasium, wo sie fleißig arbeitete und entsprechende Qualifikationen erhielt. Khandro Déchen ist bekannt für ihren Fleiß und die Fähigkeit, alles zu schaffen, was sie sich vornimmt.
Als junges Mädchen ist Khandro Déchen geritten und ist eine leidenschaftliche Reiterin, die ihr Interesse am Reiten durch die Vorbereitung auf eine Pilgerreise der Konföderierten Aro-Sanghas nach Montana wiederentdeckt hat. (Seine Heiligkeit Düd’jom Rinpoche Jig’drèl Yeshé Dorje hat zu erkennen gegeben, daß im Nordwesten von Montana ein Verborgenes Land Padmasambhava liegt.) Khandro Déchen setzt sich gerade mit dem Leitfaden der ‘British Horse Society’ über Reiten und Stallwirtschaft auseinander.
Im Alter von 21 Jahren nahm sie Zuflucht in die Vajra Sangha der Aro gTér Übertragungslinie. Im Jahre 1992 wurde sie die Sang-yum (spirituelle Gefährtin) von Ngak’chang Rinpoche, und sie sind seit dem 6. April 1995 verheiratet.
Sie haben einen Sohn namens Düd’dül Dorje – geboren am 18. Juli 1996, und eine Tochter namens Künzang Tsodrön – geboren am 11. April 2003. Beide Kinder haben ihre Namen von Kyabjé Künzang Dorje Rinpoche und Jomo Sam’phel erhalten. Düd’dül Dorjes westlicher Name ist Robert E Lee Togden – was Khandro Déchen und Ngak’chang Rinpoches Interesse an sowohl Ehre als auch Geschichte widerspiegelt. Künzang Tsodröns westlicher Name lautet Ræchel Renate Tresise Togden. Tresise war Khandro Déchens Mädchenname und verweist auf ihre Familie, die aus Cornwall stammt – und Renate war der Name von Ngak’chang Rinpoches Mutter. Togden ist der gemeinsame Familienname von Khandro Déchen und Ngak’chang Rinpoche.
Als Lama, der eine familiäre Übertragungslinie des Nyingma Gö-kar-chang-lo’i-dé repräsentiert, betrachtet Khandro Déchen die Mutterschaft als einen zentralen Aspekt ihres Lebens als Geist-Linienhalterin. Bevor sie die gemeinsame spirituelle Betreuung der Apprentices und Schüler übernahm (als Teil eines ‘lehrenden Paares’), war sie eine Macmillan-Krankenschwester (am Hospiz angestellte ambulante Pflegerin, die Beratung über Symptomkontrolle und Seelsorge anbietet) mit einem Universitätsabschluss in Krankenpflege. Sie ist bekannt für ihre Wärme, ihre Sanftheit und den Humor im Umgang mit Einzelnen.
Khandro Déchen ist eine einmalig begnadete Tangkhamalerin und Lehrerin des Tangkhamalens mit einer außerordentliche Befähigung, den Bildern von Lamas der Aro gTér Linie Leben zu verleihen. Sie malt die wichtigsten Praxisunterlagen innerhalb der Konföderierten Aro-Sanghas, und stattet die Aro-Publikationen mit Malereien und Linienzeichnungen aus. Ihre Tangkhas und Linienzeichnungen kann man auf der Aro Webseite sehen. Ihr Lebenswerk ist dem Malen des gesamten Zyklus aller einhundertundelf Aro gTér Gewahrseinswesen gewidmet, und Schüler werden unter ihrer direkten Anleitung zu Tangkhamalern ausgebildet. Sie sieht Tangkhamalerei als ihr hauptsächliches Mittel des Lehrens und der Einflussnahme.
Khandro Déchen dehnt ihre Rolle als Tangkhamalerin in die Dimension der sakralen Bewegungen durch die Vorführung von Gar ’cham (sGar ’chams – Tantrischer Tanz) aus. Die Vorführung von Aro gar ’cham ist ebenfalls ein Mittel, mit dem sie lehrt und Übertragung gibt.
Khandro Déchen wird verehrt als Vorbild dafür, ‘die Sicht zu leben’, und Ngak’chang Rinpoche sieht sie diesbezüglich als seine wichtigste Lehrerin an. Sie inspiriert Menschen eher durch ihre Ausstrahlung und überraschende Einfachheit als durch formelle öffentliche Belehrungen. Wenn sie Ngak’chang Rinpoche auf Lehrveranstaltungen begleitet, entspricht es eher Khandro Déchens Stil, sporadische Einwürfe zu machen, als Vorträge zu halten – sie zieht es vor, persönlich mit Einzelpersonen zu sprechen, als sich an Gruppen zu wenden, und lehrt hauptsächlich durch ‘Persönlichkeitsdarstellung’. Sie ist bekannt für ihre Spiegel-Übertragung, welche nur von weiblichen Lamas der Aro gTér Übertragungslinie gegeben werden kann.
Khandro Déchen Tsédrüp Rolpa’i Yeshé ist die lebende Poesie raumhaften Staunens und dynamischer Weite. Einfach mit ihr zusammen zu sitzen, in der Vajra-Atmosphäre ihrer Ungezwungenheit zu sein, ist nicht nur eine große Freude, sondern auch die Ermöglichung geheimnisvoller Übertragung. In der erhabenen Vajrayana Tradition ist die Möglichkeit, die der Präsenz der Dakini innewohnt, die reichste Form der Segnung. Ich habe zu Füßen von Khandro Déchen gesessen und schätze mich glücklich, solch eine Möglichkeit gehabt zu haben. Ich habe Übertragung von Khandro Déchen erhalten und empfand es so, als ob die gesamte Geschichte des Inneren und Geheimen Tantras eindringlich lebendig war als Raum und flüssige Ausstrahlung, aus irgendeiner paradoxen Dimension der Unmittelbarkeit und unmöglichen Entfernung ausströmend. Die Bewegung ihrer gÇod Trommel zu beobachten, die Würde und Macht ihrer Haltung zu spüren, mit der elektrisierenden Nacktheit der vier Ermächtigungen von ihr in Berührung zu kommen, sowohl als formelle Übertragung als auch in zwanglosen Momenten, bedeutete, für mich, in die lebendige Gegenwart der großen weiblichen Meister der Nyingma Linie einzutreten, von Angesicht zu Angesicht. Solange lebende Frauen, Nirmanakaya Dakinis wie Khandro Déchen, weiterhin ihren Segen anbieten, wird die Übertragungslinie der alten Belehrungen makellos überleben.
Sie schreibt gerade gemeinsam mit Ngak’chang Rinpoche ein Buch über Vajra-Liebesbeziehungen, mit dem Titel „In das Herz von Sonne und Mond eintreten“ (Aro Books, 2009). Dieses Buch ist eine Erläuterung von Aro Lingma’s Khandro Pawo Nyi-da Mélong Gyüd – dem „Spiegel, der die Sonne und den Mond der Khandros und Pawos reflektiert“.