Traktung Pawo Do Khyentsé Yeshé Dorje (khrag ’thung dPa’ bo mDo mKhyen brTse ye shes rDe rJe – 1800-?) war die Geist-Inkarnation von Jig’med Lingpa. Jig’med Lingpa war die Inkarnation von Longchen Rabjampa, der als einer der drei Manjushris aus Tibet bekannt war, zusammen mit Sakya Pandita und Je Tsongkapa. Sie werden so beschrieben wegen ihres enormen Wissens und sehr produktiven Schreibens.
Khandro Déchen sagt über dieses Thangka:
…das ist der Grund, weshalb Do Khyentsé Yeshé Dorjes Ikonographie die Erscheinung von Jampalyang annimmt – aber auf diesem Thangka sehen wir eine zornvolle Manifestation von Jampalyang in welcher er statt einer Schädelschale einen Text in seiner linken Hand hält. Diese ist die Traktung (khrag ’thung – heruka) – oder zornvolle Manifestation von Jampalyang, die den Stil von Do Khyentsé Yeshé Dorje als eines verrückten Weisheitsmeister veranschaulicht. Die Fünf-Schädel-Krone und der Khatvangha, welche er trägt, sind auch Symbole seiner zornvollen Eigenschaften als Lama. Als Zeichen seiner Meisterschaft über alle täuschenden Erscheinungen trägt er ein Tigerfell-Shamthab und sitzt auf der abgezogenen Haut eines Dämons. Er trägt den sechsteiligen Menschenknochen-Friedhofsschmuck zum Zeichen seiner Meisterschaft in allen sechs Tantra-Klassen – und sitzt auf einem Lotusthron, der reich ausgestattet ist mit Sonnen- und Mondscheiben als Zeichen seiner Fähigkeit, sich die Form eines Yidams zu verleihen. Seine weiße Hautfarbe mit einer Spur rot repräsentiert die Mischung des roten und weißen Bodhicitta und beschreibt ihn als ein total erleuchtetes Wesen, das die männlichen und weiblichen Aspekte seines Tsa rLung integriert hat.
Do Khyentsé Yeshé Dorje ist in Khong-sér Khado geboren, das im Ma-Tal liegt, durch das der Fluss Ma-chu fließt. Seine Mutter kam aus der Tsewang-Familie des Dawa Klans und sein Vater war aus der Chökhor Familie des Akyong Klan aus Golok. (Das ist derselbe Klan, aus dem Akyong Düd’dül Dorje stammte.) Sein Vater war ein Ngakpa und seine Mutter eine Dakini mit großen visionären Fähigkeiten, die nach der Geburt von Do Kyentsé Yeshé Dorje deutlicher wurden. Aufgrund der Bedeutung von Do Khyentsé Yeshé Dorje als Linien-Lama der Longchen Nying-thig nötigte man ihn, Mönch zu werden, aber er weigerte sich beharrlich, die monastische Ordination anzunehmen. Aufgrund eines Rates von Dodrüpchen Rinpoche nahm er eine Zeitlang die Gö kar chang lo Ordination an. Danach verbrachte er die meiste Zeit seines Lebens in Laienkleidern – vor allem trug er die Schaffellchuba, die von den Nomaden, unter denen er lebte, getragen wurde. Oft nehmen Lamas, die vor allem Dzogchen praktizieren, keine spezifische religiöse äußere Erscheinung an. Das war auch der Stil von Khyungchen Aro Lingma, Aro Yeshé, Ayé Khandro und Ashé Khandro.