Ngak’chang Rinpoche beschreibt diese Manifestation von Seng-gé Dongma (Seng ge gDon d Mar) folgendermassen:
Es gibt fünf Haupt-Manifestationen von Seng-gé Dongma im Aro gTér: Die Blaue, die Grüne, die Rote, die Weisse und die Gelbe. Sie bilden ein Khyil’Khor von Yidams, von denen jede auch einzeln praktiziert werden kann. Die rote Seng-gé Dongma, die hier gezeigt wird, ist bekannt als ‚Die beleibte Rote Löwin der verrückten Verstümmelung‘, oder als ‚Die besessene fettleibige Herrin der magischen Gewalt‘. Von den fünf Seng-gé Dongmas ist einzig die Grüne Seng-gé Dongma von noch grösseren physischen Ausmassen. Die körperliche Grösse der Yidams ist ein Symbol für das kraftvolle Mitgefühl im Sinn jener Fähigkeit, Dualität durch greifbare Grösse zu überwältigen.
Sie erschlägt die selbstkonstruierte Hässlichkeit aller Versuche, die reiche Gesundheit des Dharma zu beleidigen. Die erzürnte Glut ihrer wild starrenden Augen terrorisieren die schäbigen Manipulationen der Dualität. Die gewaltigen Höhlen ihres Mundes bedeuten die ungeheure Weite, in welcher sich alle ränkevollen Strategien schon in ihrem Entstehen selbst befreien.
Ihr kupferfarbenes Haar fliegt aufwärts in einer wogenden, grünen Flamme. Sie trägt die zornvolle Krone mit den fünf Totenköpfen, welche die streitenden Emotionen in die spektrale Weisheit von Chö-ku umwandelt und die ausgelaugten dualistischen Elemente in das Spiel von Chö-ying transformiert. Der „vulkanische Glanz“ ihres freigiebigen, flammenfarbenen Körpers versengt alle Begrenzungen.
Khandro Déchen sagt:
Hier trägt Seng-gé Dongma die Friedhofsornamente aus Menschenknochen in einer vereinfachten Form. Die Ornamente symbolisieren die sechs Klassen des Vajrayana. Der Menschenknochenrock, der über ihre kraftvollen Oberschenkel fällt, trägt die 14 Silben der Zerstörung. Wenn dieses Bild als gemaltes Thangka erscheint, stehen die Silben in den Knochenscheiben über den 14 Phurbas, die ihren Rock verzieren. Diese Silben sind die zornvolle Unterstützung der 14 Wurzelgelübde von Vajrayana, und durch den ‚shik-sé-shik‘-Ton ihrer schwingenden Hüften werden alle Tantriker an ihre Verpflichtungen erinnert. In ihrer rechten Hand hält sie das neun-speichige Lapislazuli Häutungsmesser. Die zentrale Speiche steht für die räumliche Dimension und die acht Speichen darum herum sind der Daka und die Dakini jeder befreiten Neurose. Die geheime Natur ihres Khatvangas ist Khroda Padmakara – der zornvolle Lotus Meister, der ihre innere Methodennatur ist. Sie tanzt mit grosser Kraft – sich duckend und aufspringend – in den uwilden Yogini Posen. Das unbarmherzige Mitgefühl ihres Tanzes entzündet die Manifestation unbedingter Weisheit zum Nutzen von Jedem und Allem, überall.