Milarépa

Milarépa

Der ruhmreiche Ngak’phang Lama der Kagyüdpas (1052 -1135)

Bekannt als Yogi, Dichter und erleuchtetes Genie ist Milarépa der Urvater der Kagyüd-Schule und steht in der Meister-Schüler Übertragungslinie von Tilopa (988 – 1069) zu Naropa (1016 – 1100) und letztlich zu Marpa (1012 -1097), dem Tsa-wa’i Lama von Milarépa. Tilopa, Naropa (und seine Schwester Niguma) und Milarépa wurden alle als zölibatäre Mahasiddhas bekannt. Über das Leben von Naropa gibt es ein ausgezeichnetes Buch von Chögyam Trungpa Rinpoche, einem bekannten Yogi, Dichter und erleuchteten Genie des 20. Jahrhunderts. Der Titel des Buches ist ‚Illusion’s Game‘ und dieser wunderbare Text gibt einen genauen und brillanten Einblick in die Bedeutung von Naropas Erfahrungen für Vajrayana Praktizierende im Westen. Dieses Buch vermittelt auch einen Eindruck in sehr erhellende Facetten der authentischen Lehrer-Schüler-Beziehung.

Ngak’chang Rinpoche, der ebenfalls für seine Dichtung bekannt ist, sagt über Milarépa (bezogen auf die Bedeutung seiner Ausbildung):
Milarépa ist eins der tiefgründigsten Beispiele dafür, was es bedeutet, Schüler eines tantrischen Lehrers, eines Vajra-Meisters zu sein. Es war nicht so, dass sein Verhalten gegenüber seinem Lama immer perfekt gewesen wäre, aber er hat gut bis zum Ende durchgehalten. Er hat den Pfad vollendet. Für die, die etwas über die Lehrer-Schüler Beziehung lernen möchten, bietet die Ausbildung Milarépas viele wunderbare Beispiele. Dabei brauchen wir die Prüfungen Milarépas nicht zu wörtlich zu nehmen, denn die äußere Form unserer Erfahrungen mit Lamas in der heutigen Zeit mag grundlegend anders sein. Wir müssen aber das Prinzip und die Funktion verstehen, wenn es darum geht, den Lama mit reiner Sicht wahrzunehmen. Und hierbei ist Milarépa ein herausragendes Beispiel.

Obwohl Milarépa zur Kagyüd-Linie gehört, hielt er dennoch eine Nyingma-Linie und hatte viele Ngak’phang Praktizierende* als Schüler, Répas und Rémas, darunter so große Lamas wie Réchungpa. Er war Schüler von Marpa, dem Übersetzer und seiner Sang-yum Dagmèdma. Milarépa war ein Ngak’phang Yogi und hatte sich auf die Praxis des gTu-mo spezialisiert. Außerdem spezialisierte er sich auf die Praxis des Dzogchen Long-dé, die er von dem Nyingma Lama Rongton Rinpoche (rong sTon rin po che) erhielt. Hier wird er mit einem weißen Schal gezeigt, der gTu-mo symbolisiert und mit einem Gomthag, der für die Praxis des Dzogchen Long-dé steht. Er trägt die Ohrringe eines Yogi und hat das ungeschnittene Haar des Gö-kar chang-lo’i dé. Es wird oft angenommen, dass Milarépa zölibatär lebte, aber gemäß Milarépas Namthar der Drukpa Kagyüd Tradition von Shakya Shri hatte Milarépa eine Sang-yum, eine spirituelle Gefährtin. (Gegenwärtig ist der Thron der Shaka Shri Linie die A’pho Rinpoche Gompa in Manali im Kulu Tal des Himachal Pradesh in Nord-Indien. Eine Übersetzung in die englische Sprache ist in Vorbereitung, es ist aber nicht bekannt, wann diese erhältlich sein wird).

* Weitere Ngak’phang Schüler von Milarépa waren Réchungma (eine seiner führenden Schülerinnen, ‚Réma‘ ist die weibliche Form für ‚Répa‘. Bevor sie den Aro gTér entdeckte, hieß Aro Lingma ‚Khandro Yeshé Réma‘), Za-lé ’öd Réma; Yédrol A-’gyür Réma; Gongtsal Réma; Sé-ban Répa; Nyanchung Répa; Zhiwa ’öd Répa; Sang-gyé Kyab Répa; Kyira Répa; Dri-gom Répa; Karchon Répa; Chökyi ’ong-shü Répa; Chökyi Changchub Répa; Mé-gom Répa; and Shang-gön Répa.