Diese Photographie von Ngak’chang Rinpoche zusammen mit einem der Mönche des Tantrischen Gyütö College wurde im Jahr 1978 aufgenommen, als Ngak’chang Rinpoche gerade ein langes Retreat vollendet hatte. Auf diesem Foto trägt Ngak’chang Rinpoche die roten Roben, die er zum ersten Mal von Lama Könchog Rinpoche erhalten hatte, dem Dorje Tröllö-Meister, der Abt der Nyingma-Gompa in Tso Pema war. Später bekam er rote Roben auch von Chhi’mèd Rig’dzin Rinpoche. Das Tragen roter Roben ist unter Lamas der Ngak’phang Sangha weit verbreitet, insbesondere bei den Lamas, die Klöstern vorstehen.
Ngak’chang Rinpoche blieb in seiner Anfangsphase in Indien bei den Gyütö-Mönchen – nachdem er die Dorje Shin-jé-shed-Praktiken von Seiner Eminenz Song Rinpoche erhalten hatte. Ngak’chang Rinpoche sagt über jene Zeit:
Ich liebte es, mit den Mönchen von Gyütö zu praktizieren, sie waren außergewöhnlich freundlich zu mir und obwohl ich niemals auch nur ausreichend gut darin war, im Stil des Bullengebrülls zu singen, genoß ich die Erfahrung außerordentlich. Ich erinnere mich an jene Periode immer als eine Zeit großer Zufriedenheit und Einfachheit. Ich hatte keine Pläne zu jener Zeit und keinen Gedanken, was die Zukunft bereithalten könnte. Ich hatte keine Vorstellung zu lehren oder Schüler zu haben. Ich hatte keinerlei Kenntnis von religiöser Fraktionspolitik und von theologischen Zwistigkeiten oder von Dharma-Klatsch. Die Atmosphäre im Indien und Nepal der 1970er war bemerkenswert und ich schätze es als einen der größten Glücksfälle meines Lebens, dass ich in der Lage war, soviel Zeit dort zu verbringen. Einer der wichtigsten Teile meiner Studien- und Praxiszeit im Osten war die Möglichkeit, Übertragungen und Segen von den Lamas aller Schulen zu erhalten. Dadurch, dass ich solche Übertragungen erhalten habe, habe ich immer gern gesagt, dass jegliche Form des Sektierertums für mich ein Gelübdebruch ist. Ich kann immer als ein Nyingmapa praktizieren aber habe mit jeder Tradition Damtsig und unterhalte diese Verbindungen so gut ich kann. Sektierertum zerstört das Herz einer jeden Tradition, die es verübt und so bereitet es mir immer große Freude, die Verbindungen zu ehren, die zwischen Khandro Déchen und mir und den vielen wunderbaren Lamas bestehen, die wir das Privileg hatten, getroffen zu haben. Ich wünsche mir, dass es für mehr Menschen im Westen möglich wäre in der Anfangsphase ihrer Praxis einen höheren Grad an Unschuld zu erfahren. Allzu oft ist diese wichtige Phase der Festigung der Praxis durch Journalismus gefährdet und durch jene, die es auf sich nehmen, Zweifel im Geist der Leute zu entfachen.
Ngak’chang Rinpoche vollendete mehrere Retreats in Tri-und, den Bergen über McLeod Ganj, die über das Chamba-Tal ragen. Während einer Periode halboffenen Retreats in der Nähe des Chamba-Tals geschah es, dass Ngak’chang Rinpoche den kräuterkundigen Ngakpa Dawa traf, der ihn mit wertvoller Medizin versorgte, um die Praxis im Retreat zu unterstützen. Ngak’chang Rinpoche zufolge verbrachte Ngakpa Dawa sein Leben damit, von Leh in Ladakh nach Mc Leod Ganj und wieder zurück zu wandern und dabei Kräuter zu sammeln und zu handeln.
Ngak’chang Rinpoche beschrieb seinen Schülern diese Gegend in einem Gespräch über Indien und Ladakh:
In jenen Tagen wurde die Strecke nach Leh nur von Verwegenen betreten und sie war vollkommen unzumutbar für Fahrzeuge jeglicher Art – insbesondere im wilden Chamba-Tal, wo ich früher gCod praktizierte. Man mußte auf recht steil abstürzenden Pfaden in dieses Tal hinunterklettern. Es war oft notwendig, sich den Weg nach unten über steile Abhänge zu bahnen, was nicht ganz Bergsteigen entsprach, aber es kam einer solchen Betätigung so nah wie ich es für diesen Zweck wollte. Ich bin immer noch voller Hochachtung für die Art und Weise, in sich der Ngakpa Dawa auf solchen Strecken orientierte, so beladen wie er war mit einem oft beträchtlichen Sack voller Arzneimittel. Ich habe die siebenwöchige Reise nach Leh nie selbst zu Fuß gemacht, obwohl ich oft vorhatte, es zu versuchen. 1992 jedoch war ich in der Lage, diese Reise mit Khandro Déchen und unseren Schülern zu machen aber zu jener Zeit konnte auch ein großer Teil der Reise mit Transportmöglichkeiten bewältigt werden. Nichtsdestoweniger hatten wir den Rotang-Paß zu Fuß zu überqueren und eine Woche zu wandern, um die Sa-ni Gompa in Zanskar – zu erreichen, die auf dem Gebiet eines der acht großen Leichenfelder gelegen ist. Auf unserem Weg passierten wir Berge von Mahakala und Mahakali – Orte, die zu besuchen ich mich lange gesehnt hatte. Ngakpa Dawa hatte mir einmal angeboten, mich auf dieser Strecke mitzunehmen, aber er verstarb, bevor ich in der Lage war, eine solch wundervolle Erfahrung machen zu können.