… wertschätzen heißt, ständig entzückt zu sein
Ngak’chang Rinpoche (sNgags ’chang chos dByings o rGyan rTogs lDan rin po che) kam 1952 als Sohn eines englischen Vaters und einer deutschen Mutter in Hannover, Deutschland, zur Welt. Seine Großmutter mütterlicherseits war Clara Schubert (die Nichte der Ehefrau des Komponisten Franz Schubert).
Seine Kindheit verbrachte er im Süden Englands. Im Alter von 11 Jahren entwickelte er ein Interesse am Vajrayana Buddhismus durch ein Buch über tibetische Kunst und Kultur, das er in der Schulbibliothek entdeckte. In der Folge wurde er zu einem ausgezeichneten Kunststudenten (er beendete sein Studium mit besonderer Auszeichnung und Lehrbefähigung) mit Schwergewicht in Thangkamalerei – Vajrayana Gewahrseinsbildern.
In den frühen 70er Jahren reiste er in der Himalayaregion von Indien, Nepal, Sikkim, und Ladakh. Ngak’chang Rinpoche suchte auf nicht sektiererischer Art Belehrungen von Lamas aus allen Schulen. Insbesondere erhielt er Belehrungen von vielen der am meisten verehrten Lehrern der Nyingma Schule. Seine fünf Hauptlamas sind SH Düd’jom Rinpoche, SH Dilgo Khyentsé Rinpoche, Kyabjé Kunzang Dorje Rinpoche, Khordong gTértrül Chhi’mèd Rig’dzin Rinpoche und Lama Khamtrül Yeshé Dorje Rinpoche. Er studierte auch mit Könchog Rinpoche, dem Abt der Nyingma Gompa in Tso Pema. Dies war zu einer Zeit, als es noch möglich war, die größten Vajrayana Lehrer kennenzulernen und mit ihnen intensiv zu studieren. Bedauerlicherweise sind die meisten dieser Lehrer mittlerweile verstorben.
Ngak’chang Rinpoche hat alle traditionellen Praktiken und notwendigen Ermächtigungen und Übertragungen eines Nyingma Lamas zur Vollendung gebracht. Er verbrachte vier Jahre des Einzelretreats in Höhlen und Tsam-Khangs der Himalajas. Er unternahm viele Pilgerreisen zu den heiligen Orten von Padmasambhava und Yeshé Tsogyel und scheute auch erhebliche Entbehrungen im Laufe seiner Reisen nicht. Da Ngak’chang Rinpoche aus einer keineswegs wohlhabenden Familie stammt, wurde es notwendig, seine langen Aufenthalte in Indien und Nepal gänzlich durch Fabrik- und schwere körperliche Arbeit in Großbritannien zwischen seinen Reisen zu finanzieren. Während dieser Zeit verbrachte er so viel Zeit wie nur möglich mit Studium und Praxis im Osten – obwohl dies auch ein Leben in sehr kargen Umständen bedeutete, mit kaum etwas zu essen.
Seine Wurzel Lamas ermutigten ihn, seinen dritten Lama ’khorlo (bLa ma ’khor lo – das Rad der Belehrung und Ermächtigung drehen) zu beginnen, worauf er 1979 nach England zurückkehrte. Ngak’chang Rinpoche wußte nicht, wie er mit dem Lehren beginnen sollte, da er bezüglich Vajrayana auf den Britischen Inseln keine Verbindungen hatte – doch durch glückliche Fügung erhielt er eine Einladung von einer westlichen Nonne namens Tsultrim Zangmo, am Tibetischen Zentrum in Raglan zu unterrichten. Dieser erste Vortragsabend erweckte großes Interesse und Ngak’chang Rinpoche wurde gebeten, ein ganzes Wochenende lang wieder zu lehren. Aus jenem Wochenende stammen seine ersten Schüler und eine Sangha wurde gegründet. Diese Schüler waren Ngala Nor’dzin und Ngala ’ö-Dzin. Bei dieser Veranstaltung lernte Ngak’chang Rinpoche auch seine Sang-yum, Khandro Déchen Tsédrüp Rolpa’i Yeshé kennen.
Im Jahr 1989 erhielt er durch einen seiner Hauptlehrer, Kyabjé Khordong gTérchen Tulku Chhi’mèd Rig’dzin Rinpoche, dem großen g’Tertön und Sprachinkarnation Padmasambhavas, ein Doktorat für Tibetisch-Tantrische Psychologie der Universität von West Bengalen (Shantiniketan).
In den Jahren zwischen 1979 und 1988 stattete Ngak’chang Rinpoche seinen Lamas mehrere kurze Besuche ab, die er zwischen seinen Diensten als Lastwagenfahrer auf Abruf und auf Zeit einschieben konnte. Ngak’chang Rinpoche sagt darüber:
Ich habe es äußerst wertvoll gefunden, meinen Lebensunterhalt in Berufen verdient zu haben, in denen die Menschen weniger Möglichkeiten haben. Erfahrungen mit Hilfsarbeitertätigkeiten sind eher selten unter jenen, die den Menschen im Westen Vajrayana nahebringen – und ich schätze vor allem das Verständnis für die Umstände, unter denen die meisten Menschen leben müssen. Ich weiß was es heißt, mit Nachtschichten und alternierender Drei-Schicht-Arbeit leben zu müssen, und wie es sich anfühlt, erschöpft nach Hause zurückzukommen von einer Arbeit, die weder besonders kreativ noch erfüllend ist. Ich kenne auch die Freiheit, keine Karriere zu haben und keine verständliche Richtung außer Vajrayana. Khordong gTérchen Tulku Chhi’mèd Rig’dzin Rinpochesagte zu mir einmal, daß ich immer überleben würde, wenn ich nur mein Vertrauen gänzlich in die Belehrungen der gTérmas setzen würde und dieser Gedanke hat mir immerdurch schwierige Zeiten geholfen. Trotzdem muß ich sagen, daß ich ein relativ leichtes Leben gehabt habe, wenn man bedenkt, was sonst alles möglich ist. Wenn meine Erfahrungen irgendeinen Wert haben, dann würde ich sagen, ist es ‚Wertschätzung‘ – welche Mängel ich auch immer als Lama haben möge, ich habe gelernt, dass wertschätzen heißt, ständig entzückt zu sein.
Ngak’chang Rinpoche wurde von SH Dilgo Khyentsé Rinpoche als der Aro Tulku (A ro sPrul sku), der Inkarnation von Aro Yeshé (einem Siddha aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts) anerkannt. Aro Yeshé war der Sohn einer außergewöhnlichen Visionärin des 20. Jahrhunderts, Khyungchen Aro Lingma – die selbst eine Inkarnation von Jomo Menmo war. Jomo Menmo war wiederum eine Inkarnation von Ma-gÇig Labdrön – die eine Inkarnation von Yeshé Tsogyel war (siehe Linien-Invokation des Aro gTér).
Ngak’chang Rinpoche wurde später von Chhi’mèd Rig’dzin Rinpoche als Inkarnation von ’a-Shul Pema Legden anerkannt . ’a-Shul Lama war ein Yogi, ein visionärer Künstler, gTér-Schreiber und ein spiritueller Sohn des Mahasiddhas Khalden Lingpa (der früheren Inkarnation von Zil-ngön Lingpa – Chhi’mèd Rig’dzin Rinpoche).
Im jetzigen Leben ist Ngak’chang Rinpoche gemeinsam mit Khandro Déchen A ye sPrul sKu (mKha’ ’gro bDe chen tshe grub rol pa’i ye shes), der Geist Linienhalter des Aro gTér – Khyungchen Aro Lingmas gTérma-Zyklus der reiner Vision, den sie direkt von Yeshé Tsogyel (der erleuchteten Gefährtin des Tantrischen Buddhas Padmasambhava) erhielt.
Ngak’chang Rinpoche ist Autor der folgenden Bücher:
Rainbow of Liberated Energy
(Element Books, 1986)
Journey into Vastness (Element Books, 1988)
Wearing the Body of Visions (Aro Books,1995)
Spectrum of Ecstasy (Aro Books, 1997; Shambhala Publications, 2003)
Roaring Silence (Shambhala Publications, 2002)
Entering the Heart of the Sun and Moon (Aro Books, 2009)
Emailing the Lamas from Afar (Aro Books, 2009)
Rays of the Sun (Aro Books worldwide, 2010)
Mitte der 90er Jahre hielt Ngak’chang Rinpoche einige programmatische Vorträge bei internationalen Konferenzen für Psychologie für die British Psychological Society, sowie für die Association of Transpersonal Psychology in den Vereinigten Staaten. Er ist Gastdozent beim Institute of Transpersonal Psychology in Kalifornien gewesen und hat mehrere Artikel für Bücher, Journale und Zeitschriften über die Psychologie des Vajrayana verfasst. Seit der Jahrhundertwende hat er sich jedoch von dieser Tätigkeit zurückgezogen, um sich privaten Retreats für seine persönlichen Schüler zu widmen, sowie der Lehrerausbildung, dem Verfassen von Büchern und der Herstellung von Praxismaterial. Trotzdem hat er sich verpflichtet, jährlich zwei öffentliche Retreats in Großbritannien und den USA abzuhalten. Gelegentlich folgt er Einladungen zum Lehren von buddhistischen Organisationen, wie den Shambhala Zentren, insbesondere in San Francisco. Ngak’chang Rinpoche ist Vajrayana-Kalligraph, Dichter, Thangkamaler, multitalentierter Vajrayana-Handwerker, Exponent des yogischen Gesanges und des Lamatanzes. Er und seine Sang-yum Khandro Déchen sind die spirituellen Leiter der Konföderierten Sanghas von Aro in Großbritannien, USA, Europa und Skandinavien. Sie ermutigten die Gründung weiterer Sanghas durch ihre Schüler. Ngak’chang Rinpoche und Khandro Déchens eigene Sangha befindet sich in Großbritannien und den USA. Sie lehren zwei Mal jährlich in den USA, in New York und Kalifornien. Ngak’chang Rinpoche and Khandro Déchen sind die Eltern zweier Kinder. Ihr Sohn Düd’dül Dorje wurde 1996, ihre Tochter Künzang Tsodrön 2003 geboren. Beide Kinder erhielten ihren Namen von Kyabjé Künzang Dorje Rinpoche and Jomo Sam’phel. Ngak’chang Rinpoche und Khandro Déchen reisen immer wieder nach Nepal, um Kyabjé Künzang Dorje Rinpoche und Jomo Sam’phel zu besuchen und die Übertragung ihrer drei Demonstrationen zu erhalten (die Dzogchen Methode des bLa ma’i rNal ’byor : Demonstration der Präsenz, der Persönlichkeit und der Lebensumstände). Ngak’chang Rinpoche and Khandro Déchen betrachten es als Priorität in ihrer Lehrtätigkeit als Paar, ihren Studenten dabei zu helfen, zwischenmenschliche Beziehungen und Familienleben als spirituelle Praxis zu erleben. Als Vertreter einer von einer Frau gegründeten Linie sind sie stets bemüht, Frauen als spirituelle Praktizierende und Lehrerinnen zu ermutigen. Bis zum heutigen Tag haben sich in diesem Sinne Ngala Nor’dzin Pamo und Ngakma Shardröl Du-nyam Wangmo der Lehrerausbildung unterzogen und sind daraus als Lamas mit ihren eigenen Sanghas von Schülern hervorgegangen. Ngak’chang Rinpoche ist besonders für seine Präsentation des Dzogchen sem-dé (rDzogs chen sems sDe) bekannt, sowie des Khandro Pawo Nyi-da Mélong Gyüd (mKha’ ’gro dPa bo nyi zLa me long rGyud) – obwohl er persönliche Schüler besonders im Dzogchen Long-dé und Dzogchen Men-ngag-dé unterweist. Sowohl Ngak’chang Rinpoche wie auch Khandro Déchen lehren nach dem Dzogchen-Ethos und genießen in Lehrsituationen einen unbefangenen und herzlichen Umgang mit ihren Schülern in Großbritannien und den USA.